2021 wird repariert

Keine lange Liste guter Vorsätze für das nächste Jahr. Nur ein Motto, von dem ich hoffe, dass ich es durch 2021 und noch weiter ziehen kann. Ich repariere. Das habe ich mir vorgenommen. Ich repariere, was irgendwie möglich ist. Dazu werde ich noch eine schöne Menge lernen müssen, aber 2020 hat gezeigt: so geht das nicht weiter.

In diesem Jahr sind wir umgezogen. Und es ist ja unfassbar, was man bei so einem Umzug (jedes Mal!) aussortiert und wegschmeißt. Im gleichen Jahr habe ich gelernt, dass menschengemachtes Zeug mittlerweile die Biomasse auf unserem Planten übertrifft. Und bei diesen Betrachtungen ist der Müll noch nicht mal eingerechnet. Müll ist out, Müll ist an vielen Stellen ein Riesenproblem. Und Müll ist wirklich irre schnell gemacht.  

Als wir endlich im neuen Haus waren, wartete ein schon ein kleiner Berg selbstgestrickter Socken darauf, nochmal ausgebessert zu werden, bevor sie wieder in die Schränke kamen. Und dann waren bei einem Stuhlkissen auch noch die Bändchen abgerissen und die Füllung krümelte heraus. Erster Impuls: das werfen wir weg, sowas kostet nicht viel. Aber dass man dafür wenig Geld hergeben muss, heißt ja nicht, dass es wenig gekostet hat. Im Gegenteil: vielleicht sogar richtig viel. Zum Beispiel Leid, Umweltschäden, Lebewesen, knappe Ressourcen, Würde. Eigentlich müsste man deshalb ja gerade die „billigen“ Sachen möglichst lange und umsichtig nutzen, wenn man bedenkt, was da alles nicht mit Geld bezahlt wurde, aber durchaus mit Leben. Deshalb habe ich auch neue Bändchen geknüpft und das Polster repariert.

Beim neuen Motto 2021 dürfte Zeit ein großes Problem werden. Ich bin auch nicht so der Typ, der sich mit Nadel und Faden entspannt.

Ein größeres Problem aber sicher noch: Wissen. Mit mittelprächtigem Nähvermögen, zwei Nähmaschinen und soliden Kompetenzen im  Sockenstricken (zwei gleichzeitig auf einer Rundnadel) bin ich im textilen Bereich ganz brauchbar aufgestellt. Lernen lässt sich da  aber auch noch viel. Visible Mending und Boro-Stitching  sind wunderbare Ansätze, ollen Plünnen nochmal wieder ganz neue Wertschätzung zukommen zu lassen.

Aber der Bereich Elektro hält ja bei Weitem die schaurigsten Müllszenarien bereit. Und da weiß ich einfach verdammt wenig. Vor Strom habe ich enormen Respekt und bin sicher, dass der FI-Schalter mich schon vor viel Elend bewahrt hat. Wo lernt man sowas für den Hausgebrauch? Andererseits: auch vor der Nähmaschine hatte ich ziemlichen Respekt und bin mittlerweile recht routiniert im Ein- und Ausbau von Nähfußhaltern. Ich brauche also einen Elektro-Coach, das lässt sich sicher lernen.

Was ganz sicher auch dazugehören wird: Scheitern. Und Ärgern.  Mit Ansage. Ein Elefant steht schon im Wohnzimmer: ein Fernseher, den wir 2013 gekauft haben, und der damals wohl ein Smart-TV war. Das hat bloß niemanden interessiert, denn wir hatten einen Kabelanschluss. Jetzt haben wir gar keinen Fernsehanschluss mehr und würden nur gern ab und zu was aus der Mediathek gucken. Leider ist bei unserem Smart-TV a.D . die Software so veraltet, dass sie mit den meisten Mediatheken nicht mehr zusammenarbeitet. Tief im Menü  des Gerätes vergraben findet sich zwar eine Möglichkeit, die Firmware zu aktualisieren. Aber die letzte Softwareversion, die vom Hersteller zur Verfügung gestellt wurde ist die aufgespielte von 2013. Bei Auslieferung scheint man also das Mäntelchen des Vergessens über die Smartness des Gerätes gebreitet zu haben.  So produziert man auch Elektroschrott. Software programmieren für in die Jahre gekommene smarte Geräte werde ich sicher nicht lernen. Aber den Rest, den nehme ich mir mal vor.